Von der Kunst des Monologisierens: Zwischen mentalem Bild und digitaler Architektur

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Monologisieren bedeutet nicht einfach, ein inneres Sprechen zu äußern: Es bedeutet, ein Bild des Denkens in Aktion zu erzeugen. In der Tradition des automatischen Schreibens, das den Surrealisten lieb war, wird der Text zum beweglichen Abbild der Psyche – eine momentane Kartografie von Strömen, Impulsen, freien Assoziationen. Was geschrieben wird, ist nicht kontrolliert; es ist das Aufblitzen eines mentalen Visuellen, einer Sprach-Bildlichkeit, die sich den logischen Strukturen entzieht. Das Subjekt spricht nicht: Es lässt sich durchströmen und wird zur Projektionsfläche.

Doch dieses mentale Bild – fragmentarisch, diskontinuierlich, intuitiv – kollidiert heute mit einer anderen Bildform: jener, die durch digitale Schnittstellen erzeugt wird. Der monologisierte Text, sobald er online zirkuliert, wird verdoppelt, umgeordnet, neu gerahmt durch eine ikonotextuelle Maschinerie. Plattformen beschränken sich nicht darauf, den Text zu übermitteln: Sie illustrieren, rahmen, indexieren ihn und konfigurieren ihn neu in einer algorithmischen Anordnung, die eine zweite Bedeutungsebene schafft. Die Sprache ist nicht mehr allein: Sie wird begleitet von Selbstbildern, Icons, Hashtags, Screenshots – alles visuelle Zeichen, die die Wahrnehmung des Diskurses beeinflussen.

So wird der Monolog doppelt zum Bild: zum Bild des Geistes beim Sprechen und zum öffentlichen Bild dieses Sprechens, vermittelt durch das digitale Dispositiv. Die Innerlichkeit wird ausgestellt, szenografiert, von einer visuellen Struktur gerahmt. Nicht mehr nur die Sprache zeigt sich, sondern eine Ästhetik des Selbst, bedingt durch das Regime der Benutzeroberfläche.

Die digitalen Markierungen (#presence_7, #exil_009…) spielen hier eine metaphorische Rolle: Sie funktionieren wie verbale Bilder, symbolische Marker, die eine Position im Fluss kondensieren. Sie markieren den Versuch, die Subjektivität in der Zeichenflut zu fixieren, zu ordnen, zu formen. Schreiben wird zum rituellen, beinahe hieroglyphischen Bild, das ebenso für sich selbst wie für andere bestimmt ist.

In diesem Sinne ist der Monolog kein bloßer diskursiver Faden mehr: Er ist ein komplexes semiotisches Dispositiv, bestehend aus Texten, visuellen Zeichen und technischen Formaten. Eine Bühne des Selbst, in der Bild und Sprache sich kreuzen, widersprechen, neu inszeniert werden. Er stellt die entscheidende Frage: Was bleibt vom Denken, wenn es sichtbar wird? Und wie verändert diese Sichtbarkeit das, was wir glauben, selbst zu sein?

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